After Work
Annika Kuhlmann setzt sich in ihrem Projekt After Work mit der Rolle zeitge-nössischer Künstler in einer Gesellschaft auseinander, die zunehmend von Maschinen bestimmt wird. Angesichts der Automatisierung von immer mehr Arbeitsplätzen entwirft Kuhlmann das Bild einer Ökonomie „nach der Arbeit“ –einer Ökonomie, die geprägt ist von jener Art immaterieller Tätigkeit, wie sie für Künstler typisch ist. After Work widmet sich den Möglichkeiten für eine Institu-tionalisierung von Kunst in einer Gesellschaft, in der jeder kreativ sein kann – und auch muss.
„Wie wird eine Kunstinstitution in einer Gesellschaft aussehen, die auf hoher Produktivität, niedriger Beschäftigungsrate und einem bedingungslosen Grundeinkommen fußt? Wie wird sie aussehen, wenn das öffentliche Leben nicht länger um das Prinzip der Arbeit herum aufgebaut ist? Wenn die Abschaffung von der Lohnarbeit dazu führt, zunehmend mobile Populationen freizusetzen, dann ist es ebenso vorstellbar, dass ein Denken jenseits nationaler Grenzen eine Kunstinstitution erforderlich macht, die ebenso verstreut und zersplittert funktioniert, wie die gesellschaftlichen Formen, die sie sich vorstellt.“
Zu einem Zeitpunkt, da weder die Politik der wiederauflebenden radikalen Rechten noch die ihrer progressiven Gegenspieler in der Lage ist, die Herausfor-derungen der Automatisierung anzugehen, beschreibt Kuhlmann die Kluft, die sich zwischen den technologischen Fortschritten in der Arbeitswelt und einer öffentlichen Politik auftut, die dafür sorgen könnte, dass diese Fortschritte dem Wohl der Menschheit zugutekommen. Für Kuhlmann wäre es entscheidend, diese Kluft zu schließen.
After Work bringt Künstler, Technologen und Theoretikern zusammen, um ge-meinsam eine Art Forschungsprogramm zu entwickeln, im Austausch der Ideen mögliche Szenarien für die Kunstwelt der Zukunft zu entwerfen und ein gemein-sames Verständnis von der Zeit „nach der Arbeit“ zu ermöglichen. Dabei soll das Augenmerk mehr auf Transformation und weniger auf Repräsentation liegen. Kuhlmanns fortlaufendes Projekt New Eelam liefert die Grundlage für die Themen, die in After Work untersucht werden, und bietet einen Ausgangspunkt, um über technologische Innovation im Zeitalter global beschleunigter Entortung nachzudenken.
Die Kuratorin Annika Kuhlmann lebt in Berlin und London. Sie ist künstlerische Direktorin von New Eelam, einer Kollaboration mit dem Künstler Christopher Kulendran Thomas. Mehr Informationen zum Projekt unter: hamburger-bahnhof/exhibitions.
Photo: Christopher Kulendran Thomas