Flambeaux
Das Projekt Flambeaux des Choreographen Joël Detiège widmet sich den Fiktionen der Geschichte und den Fakten des Mythos. Mithilfe von Musik und Tanz erzählt Detiège die Geschichte der afrikanischen Diaspora in New Orleans. Ihre Kämpfe und Errungenschaften, ihre Beharrlichkeit und ihr Triumph sind überliefert in der erstaunlichen Vielfalt und Qualität ihrer Musik und der kathartischen, lebensbejahenden Kraft ihrer extravaganten, auf Straßenumzügen aufgeführten „Tänze des Protests“.
Was einst Fracht war,
im Schiffsraum verladen,
trägt diese Last
nicht länger.
Jahrhunderte der Hoffnung
haben die Überfahrt bezahlt,
in den Liedern hallt ihr Echo
über das Meer.
Flambeaux sieht sich als Angebot, zeitgenössische Intervention und historische Kritik miteinander zu verbinden. Ausdrückliches Ziel des Projekts ist es dabei, die Realitäten von Freiheit und Sklaverei, Gesellschaftsvertrag und Identitätspolitik aus den Fängen der Abstraktion zu befreien, in denen sie die aktuelle Debatten gefangen halten.
Congo Square, Storyville, French Market und eine Straßenkreuzung sind die Orte von Flambeaux. Das Stück verbindet Archivmaterial, Voodoo-Symbole, zeitgenössische Archetypen, Videointerviews und Projektionen, um eine „kreolisierte Welt“ zu zeigen, in der anverwandelte Traditionen wieder in Kontakt mit ihren ursprünglichen Kontexten treten. Detiège geht dabei der Frage nach: Könnte die aktuelle Kritik am Multikulturalismus das Resultat eines allzu bereinigten Bildes des Kreolisierungsprozesses sein? Oder ist es wieder an der Zeit für eine universale schwarze Erinnerungskultur? Flambeaux versucht Antworten auf diese Fragen zu finden und hält sich indes an ein altes Sprichwort aus New Orleans: „Harte Zeiten erfordern wildes Tanzen.“
Joël Detiège arbeitet als künstlerischer Leiter, Choreograph und Tänzer u.a. in Deutschland, den USA, Italien und Frankreich. Er lebt derzeit in Bremen. Weitere Informationen zu seinen Projekten unter joel-detiege.de.
Photos: Herzberg, Bernd Strüßmann, George Stevens