„Auf dem Bildschirm sehe ich mich selbst“
Immer schon hat sich Flora Miranda in Kontexten bewegt, in denen Kreativität zentral ist. Doch ein Feld, das der digitalen Technologien, blieb ihr immer verschlossen – solange, bis sie mit ihrer Arbeit für Forecast begann.
„Ich habe mich in meiner Arbeit eigentlich schon immer mit Themen auseinandergesetzt, die einen Bezug zum Digitalen hatten“, erinnert sich Flora Miranda. „Aber das war immer ein fiktionaler, spekulativer Zugang. Denn mir fehlten einfach die Verbindungen zu Leuten aus der Tech-Branche. Zudem fehlte mir einfach das entsprechende technische Grundlagenwissen, ebenso der Zugang zu den entsprechenden Geräten.“ Von Forecast hatte sie sich erhofft, Zugang zu bekommen zu Menschen, die einen Technologie-Background mitbringen, aber ebenso offen für ein eher künstlerisches konzeptuelles und ästhetisches Vorgehen sind. „Ich kann behaupten“, sagt sie, „dass ich nicht enttäuscht wurde.“
Momentan arbeitet Miranda gemeinsam mit ihrem Mentor, dem Interaktionsdesigner Max Wolf, an Wegen und Möglichkeiten, ihren Hintergrund in der Mode mit einer Faszination für die allgegenwärtigen sozialen Medien zu kombinieren: User-Verhalten im virtuellen Raum hat nun einen direkten Einfluss auf das Produktdesign. Onlineaktivitäten schlagen sich direkt in Mirandas unabhängiger Design-App nieder. Ein Kleidungsstück, das auf Grundlage dieser Daten gestrickt wird, visualisiert diese Aktivitäten und übersetzt sie in einen dreidimensionalen Raum. Buchstäblich kann man sich so in seine eigene und einzigartige digitale Identität kleiden.
Während der Vorbereitungen für das Forecast Festival hatte Miranda eine zusätzliche Idee: Sie begann, ihr Konzept auf die Gefühlswelt von Liedtexten zu erweitern und eng mit dem finnischen Musiker Jaakko Eino Kalevi zusammenzuarbeiten. Ein von ihr geschaffener Algorithmus wird auf Grundlage der Social-Media-Identität eines Besuchers zielgenau diejenigen Wörter aus Jaakkos Liedern aussuchen, die am besten zu dieser Identität passen. Auch diese Liedtexte werden dann in das Kleidungsstück integriert.
„Etwas Neues zu schaffen heißt, sich langsam durchs Dunkel zu tasten. Jedes Mal. Man muss sich das so vorstellen, als ob man im Dunklen die Treppen hinaufgeht. Mit jedem Schritt streckt man sich ein kleines Stückchen weiter und sucht die nächste Stufe. Das ist es, was wir momentan machen: Schritt für Schritt nach möglichen Ideen suchen und mit ihnen experimentieren; sich für eine Richtung entscheiden, und die ersten Stufen hin zu mehr Fokussierung und Wachstum zu nehmen.“
Photos: Domen: VanDeVelde, Flora Miranda, Gökay Katac