Liliana Piskorska

Public Displays of Affection

 

Liliana Piskorska untersucht in ihrem Videokunst-Projekt Public Displays of Affection, wo der öffentliche Raum beginnt und wo er endet:

 

„Das Konzept dieses Projekts ist eng mit der Frage nach dem öffentlichen Raum und seinen konkreten und symbolischen Begrenzungen verknüpft. Das Video hinterfragt, wie sich die Kommunikationsformen von Individuen und Gruppen im öffentlichen Raum verändern. Als eine dieser Kommunikationsformen könnte man die öffentliche Versammlung beschreiben: eine Form, die immer nur gemeinsam hergestellt werden kann, die es erfordert, von mehreren Menschen stetig neu und anders geschaffen und internalisiert zu werden – als möglicher (und einziger) Weg, seine Stimme zu erheben. Es geht dabei um eine nach oben gerichtete Kommunikation. Raum wird als gemeinsamer und gemeinschaftlicher Raum zurückerobert. Hilflosigkeit und Wut, wie sie hier zu spüren sind, verwandeln individuelle Identität Stück für Stück in Gruppenidentität. (Ist es bekannt, dass die öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung in den Augen anderer eine Form von körperlicher Intimität ist?)“

 

 

Was sich hier zeigt und manifest wird, ist ein synchron sich entfaltendes Spektakel, das als auf Zeit legale Versammlung nur innerhalb einer ganz konkreten Rahmung möglich ist. Und diese Rahmung wird von lebendem und atmendem „Material“ gebildet: von den Spezialeinheiten der Polizei für den Straßenkampf sowie den privaten (oft inoffiziellen) Sicherheitskräften der Demonstrationen selbst. Um gemeinsam agieren zu können, befinden sich die Polizeieinheiten in einem ständigen, engen Austausch miteinander. Ihr Zusammenhalt ist nur dann gewährleistet, wenn jede einzelne Person mit den anderen verbunden ist, wenn sie alle ständigen Kontakt halten und sich zusammen bewegen, die Richtung wechseln und zusammen handeln. Diese Nähe zueinander ergibt sich jedoch nur aus der Funktion einer solchen Polizeieinheit – und diese Funktion dominiert die Körper, die Personen, die Individuen.

Die Grenze verschiebt sich: Gebildet für nur eine Sekunde, verschwindet sie sofort wieder in der nächsten, nur um anderswo und unter anderen Vorzeichen neu und anders zusammengesetzt zu werden. Sowohl die Vorstellung von Trennung wie auch die des Kontakts werden durch ein und dieselbe Struktur sichtbar gemacht. Anweisungen und Gesetze scheinen nur Übergangszustände zu sein. Es wird deutlich, wie labil sie sind – und sanft erklingt die Melodie eines kommenden Aufstands.

Liliana Piskorska studierte freie Kunst an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, Polen. Sie arbeitet mit Skulptur, Zeichnung, Performance und Happenings. Mehr über ihre Arbeit unter: lilianapiskorska.com.

 

 

Photos: Liliana Piskorska