Ein Projekt von Julia Sokolnicka

Playing the Self

Wo liegen die Grenzen individueller Verantwortung? Wie geht man mit einem Problem wie dem Elitismus um? Julia Sokolnicka nimmt ihre jüngsten Erlebnisse zum Anlass, um eine Bedienungsanleitung für die Annäherung an „das Andere“ zusammenzustellen. Sie konzentriert sich dabei auf Gefühlszustände, die wir alle teilen, wenn wir uns aus unserem Komfortbereich herausbewegen.

 

„Ich möchte mich auf die Erfahrungen beziehen, die ich bei meiner Arbeit als Online-Wahrsagerin gesammelt habe. Ich plane, über eine Online-Plattform Situationen herbeizuführen, in denen Leute gezwungen sind, ihre Sicherheits-zone zu verlassen. Ich möchte mit Video und interaktiver Installation einen Apparat schaffen, der uns dazu drängt, das Bild eines Verantwortlichen zu entwerfen.“

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Sokolnickas Vorschlag namens Playing the Self geht auf ihre Arbeit in einem von der Stadt Amsterdam finanzierten Atelier zurück, das ihr im Rahmen eines regierungsgeförderten Programms zur Unterstützung einer kontrollierten Aufwertung eines Einwandererstadtteils zur Verfügung gestellt worden war. Das Projekt sieht vor, dass eine Gruppe Künstler mit Personen zusammenlebt, die nur als „Flüchtlinge“ eingeführt wurden. Sokolnicka möchte gemeinsam mit Perfor-mern diesen Prozess der Assimilation reflektieren, auf den sie sich gemeinsam mit ihren Mitkünstlern eingelassen hat. Einen besonderen Anstoß dazu gab die „jüngste Welle politischer Versäumnisse“ und die Selbstbezogenheit, die ihrer Meinung nach in ihrer Heimat Polen vorherrscht. In Playing the Self geht es um die Verantwortung des Einzelnen, die Frage des Elitismus und die emotionalen Aspekte des Zusammenseins.

Sokolnicka untersucht Vorstellungen des Anderen bereits in ihrer Arbeit Digital Nomads (seit 2016) und hat dabei Gemeinschaften, Gruppenidentitäten und die Idee der „Community“ als Formen möglicher Opposition in den Blick genommen. Mit individueller Erfahrung und Verantwortung hat sie sich dagegen in Side Roads (2015) auseinandergesetzt, einem Dokumentarfilm, für den sie in insgesamt drei Wintern per Anhalter in Polen unterwegs war und dabei die jeweiligen Fahrer interviewt hat.

Julia Sokolnicka ist Filmemacherin und Künstlerin. Sie hat Regie in Warschau, Katowice und Amsterdam studiert. Weitere Informationen zu ihrem Werk unter juliasokolnicka.com.

Photos: Julia Sokolnicka