Sen[city]sation
Sebastian Haug forscht an der Schnittstelle von Natur und Architektur und nimmt in seinem Projekt den Einfluss meteorologischer Phänomene auf urbane Umgebungen in den Fokus. Aus seinem großen Interesse für die Folgen atmo-sphärischer Veränderungen heraus entstand die Erkenntnis, wie unabdingbar ausgereifte Methoden für die Erhebung von Daten und die Anpassung an das Wetter sind.
„Es gibt derzeit nicht genug praktische Voraussetzungen, um die Auswirkungen des Wetters auf Landschaften und offene Flächen im städtischen Bereich zu er-fassen. Klassische Niederschlagsmesser und Stadtklimastationen nehmen lediglich einfache Messungen vor.“
Haug fordert die Entwicklung eines „Meteotons“. Sen[city]sation wird Wetter-phänomene unter verschiedenen Voraussetzungen und zu unterschiedlichen Tageszeiten analysieren und die Variablen miteinander verknüpfen, um die Wetterauswirkungen zu visualisieren. Dabei widmet er sich vier Typen von gebauter Umwelt, die er jeweils anhand einer Auswahl von Kriterien untersucht: ‚Meteotools‘ verfolgen u. a. die Themen Ventilation, Zirkulation und Verduns-tung; ‚Meteotypen‘ umfassen Temperatur, Feuchte, Strahlung, sowie immanente Faktoren wie Vitalität, Visualität und Dynamik. Sein Projekt verdeutlicht, wie zentral umfassende meteorologische Messungen für das Verständnis der Beziehung von Infrastruktur, Vegetation und Meteotypen sind.
Sen[city]sation verbindet die menschliche Wahrnehmung atmosphärischer Phänomene mit der Vorstellung vom Anthropozän: einer Epoche, in welcher der Mensch als wichtigster Einflussfaktor auf unser Klima und unsere Umwelt gilt. Das Projekt verfolgt, wie Berlins Parkanlagen und Höfe auf ihre je eigene Weise auf die Wetterveränderungen reagieren.
Den Großteil seiner akademischen Laufbahn widmete Haug der Erforschung von Wetterlandschaften und dem Aufbau von Wissen über meteorologische Typolo-gien im Kontext von Designprozessen. Als Teil seiner Arbeit Verwehungen: Parkwind + Drifts (2016) entstanden architektonische Wege und Sitzbereiche, die auf die Luftströmungen reagieren und sich somit auch auf die Besucher auswir-ken.
Sebastian Haug ist Landschaftsarchitekt und lebt in Berlin.
Images: Sebastian Haug, Skalgubbar