The Artist and the Social Dreamer
The Artist and the Social Dreamer, das Projekt von Kurator Renan Laru-an, widmet sich der Frage nach der Ausstellbarkeit von Reden und einem Verständnis einer Ausstellung als Rede – und zwar auf Basis einer Bild- und Weltproduktion, wie sie in Diktaturen betrieben wird. Das Projekt wird sich auf zwei Gebäude aus der Zeit des Kalten Krieges beziehen: die 1957 in Berlin erbaute Kongresshalle, die nun das Haus der Kulturen der Welt beherbergt, und das Philippine International Convention Center (PICC) von 1976. Man hat es hier mit Gebäuden zu tun, die das Doppel von Wiederaufbau und Protektionismus in Zeiten des Kalten Krieges auf zwei gegenüberliegenden Seiten der Welt symbolisieren.
Die brutalistische Architektur von Asiens erstem internationalen Kongresszentrum, dem PICC, wird ins Haus der Kulturen der Welt Einzug halten: mit Archivmaterial wie Entwürfen, Studien und Fotografien, die die Planung und Errichtung des Gebäudes zeigen; mit der Dokumentation von Reden weithin bekannter Autokraten wie Ferdinand und Imelda Marcos, Muammar Gaddafi oder Nur Misuari. Die Präsentation wird den Ausdruck individueller Wünsche und Begehren im öffentlichen Raum und im Bewusstsein im Sinne eines diktatorischen Bauwerks beleuchten.
Im Auditorium des Haus der Kulturen der Welt werden vier eingeladene Künstler je eine Intervention auf Zeit zeigen, die ihre jeweiligen Ideen im Sinne von „temporären Sprecherbühnen“ installieren. In den Räumen des HKW werden performative Kunstwerke präsentiert, die sich mit Sprechakten ebenso auseinandersetzen wie damit, wie man etwas auf eine Bühne bringt, oder mit Monumentalität und Landschaft. Diese Events werden zwar individuelle Autoren haben, werden aber im Sinne von kollektiven Wünsche und Begehren neu erzählt. Gemeinsam sollen sie so ein Statement gegen diktatorische Gesten formulieren.
Die Version von The Artist and the Social Dreamer, die auf dem Forecast Festival zu sehen sein wird, wird sich auf die Gegenüberstellung einzelner künstlerischer Positionen zur kollektiven Imagination und einer faschistischen, von Diktaturen vertretenen Vorstellung von Öffentlichkeit konzentrieren. Metaphorische Sprecherbühnen sollen ebenso ins Licht rücken wie der Bauherren-Komplex der Diktatoren.
Der Kurator und Researcher Renan Laru-an lebt und arbeitet auf den Philippinen. Als Ko-Kurator ist er für das OK. Video Indonesia Media Arts Festival, 2017 verantwortlich.
Photos: PICC