Tara Catherine Pandeya

Enter the Other

Die Performances von Tara Catherine Pandeya finden dort statt, wo Reibung entsteht – zwischen verschiedenen Gefühlen und den Geschlechtern, an soziopolitischen und geografischen Bruchlinien. Für ihr Forecast-Projekt hat sich die Künstlerin die Frage gestellt, wie man derartige Grenzen mit den Mitteln des Tanzes infrage stellen kann.

In ihrem Einfrauenstück widmet sich Pandeya Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Furcht und Glück. Ihre Performance nimmt Bezug auf einen Ort, den es ebenso wenig gibt, wie es ihn nicht gibt: „Das fiktionale Land des Tanzes: Raqsistan“ – ein Neologismus aus „raqs“ (Tanz) und „istan“ (Land des …). In diesem fiktionalen zentralasiatischen Land lässt sich „kultureller Pluralismus im Sinne eine Odyssee von Bewegungen, Musiken, Technologien, Gefühlen und kulturellen Traditionen nachzeichnen. Zentralasien war einmal das zentrale Bindeglied zwischen dem Osten und dem Westen der Seidenstraße. Die Region war bekannt für kulturübergreifenden Austausch und Innovation. Heute wird oft ein falsches Bild von ihr gezeichnet, wird die Region falsch verstanden oder ist einem westlichen Publikum sowieso komplett unbekannt.“

„Ich habe eine beinahe pathologische Neugier auf die Welt“, sagt Pandeya, „Ich tanze, um Brücken zwischen den Kulturen zu bauen; um mich mit den Menschen zu verbinden; und um in den Anderen Verwunderung hervorzurufen und sie zu Dialog und Fragen anzuregen. Ich lebe mit sich überlappenden Erfahrungen, die meine Arbeit fundamental beeinflussen und ihr eine Richtung geben. Ich habe mit einem Künstler zusammengearbeitet, der sich auf 3D-Mapping-Technologien versteht, ebenso mit einer internationalen Gruppe von Musikern und Sängern. So war es mir möglich, die einzelnen Teile meiner Choreografie mit großartigen Bildern und Klängen zu kombinieren. Eines der Stücke, an dem ich arbeite, wird ein traditionell rein männliches Tanzvokabular verwenden. Ich werde es mit interaktiven Kostümen verbinden und so eine bestimmte choreografische Idee betonen.“

In ihren Performances spielt Pandeya mit unseren Erwartungshaltungen zu Geschlecht, Tradition, Sprache und Identität und bietet dem Publikum die Möglichkeit an, Erfahrungen der Marginalisierung zu etwas anderem werden zu lassen. Forecast hat es Pandeya ermöglicht, ihre visionären Konzepte Realität werden zu lassen.

Ihr großes Ziel sei es, so sagt sie, „mehr Schönheit in die Welt zu bringen und Platz zu machen für ein Geschichtenerzählen, das einen vielfältigeren Blick zulässt und die weibliche Stimme betont. In einer Zeit, in der Xenophobie und Islamophobie auf dem Vormarsch sind, ist es wichtig, auf das hinzuweisen, was uns verbindet, und so den Leuten die Angst vor der ‚Andersheit’ zu nehmen. Wenn einzigartige Tanzformen verschwinden, verlieren wir auch einen lebendigen Teil unserer Menschlichkeit und einer gemeinsamen Geschichte.“

Photos: Jazmyne Geis, Kohi Marri, Roma Buryak.