Transponierte Gewalt
Für ihr Videokunstprojekt „Public Displays of Affection“ hatte sich Liliana Piskorska ursprünglich mit den gewaltigen Umwälzungen im Polen der letzten Jahre auseinandergesetzt. Nach einer Reihe intensiver Diskussionen mit ihrem Mentor, dem Videokünstler Bjørn Melhus, begann sie jedoch, die Eigenheiten nationaler Politik hinter sich zu lassen und sich mit etwas anderem zu beschäftigen: der reinen Körperlichkeit jenes Moments, „in dem Demonstranten und gepanzerte Polizeieinheiten aufeinanderprallen.“
„Mein Mentor gab mir die Zeit und den Raum, meine ursprünglichen Ideen zu überdenken und andere Möglichkeiten ins Auge zu fassen“, erklärt Piskorska. „Wir haben viele davon detailliert durchdiskutiert und uns dann für einen Weg entschieden, um das Projekt aufzubauen.“ Mehr und mehr ist die Künstlerin von den Schichten aus Metall, Kevlar und dickem Plastik fasziniert, mit denen sich die Polizisten in Straßenschlachten schützen. Und wie wäre es eigentlich, die Gewalt zwischen Demonstranten und Staatsgewalt von der Straße in die Intimität eines Zuhauses zu verpflanzen?
Melhus hat jede Menge Erfahrungen im Bereich des Reenactments gesammelt und dabei oft auf Elemente der Popkultur zurückgegriffen. Momentan versucht Piskorska, mit dem Prinzip des Reenactments weiterzuarbeiten. Sie begreift Reenactments als ein Mittel, um eindrückliche körperliche Bilder hervorzurufen und so der Absurdität, die gewalttätigen Demonstrationen innewohnt, eine Richtung zu geben.
„Im Moment bin ich mit der Frage beschäftigt, wie ich von der ‚Idee’ zum ‚tatsächlichen Produkt’ komme“, sagt die Künstlerin, die gerade auf der Suche nach Locations, Polizeiuniformen und Schauspielern ist. „Ich glaube aber nicht“, sagt sie weiter, „dass es bei der Arbeit an einem Kunstprojekt automatisch einen Moment des Durchbruchs gibt. Vielmehr sind es viele kleine Schritte und Entscheidungen – und einfach eine Menge Arbeit.“
Photos: Liliana Piskorska